Ich gebe es zu – gelegentlich lese ich mir durch, was ein großer Onlinehändler mir an Produkten „empfiehlt“.
Da ich mal wieder auf der Suche nach einer leichtgängigen und dennoch interessanten Lektüre war, stieß ich auf das Buch „Born to run“ von Christopher McDougall. Das gibt’s auch bereits in deutscher Übersetzung, die englische Ausgabe war aber deutlich preiswerter, also hat es auch diese getan.
Geschildert wird dort u.a. ein indigenes Volk im nördlichen Hochland von Mexiko, welches enorme Laufleistungen vollbringen kann. Alles ganz nett zu lesen, vielerlei Filmmaterial über die Helden und Orte des Buches findet man dazu auch bei Youtube: Man gebe hier zum Beispiel den Suchbegriff Tarahumara ein …
Und: Sind wir nun „geborene Läufer“? Mit Radio Jerewan kann man antworten: „Im Prinzip ja.“
McDougall begibt sich auf laufhistorische Spuren von vergessenen afrikanischen Kulturen, indianischen Ureinwohnern in Mexiko oder auch von Emil Zapotek. Er berichtet von Biologen, Anthropologen und Medizinern, die alle aus verschiedenen Blickwinkeln die Frage beleuchten, warum der moderne Mensch sowas Verrücktes macht wie Laufen: Angesicht nicht seltener lauftypischer Verletzungen eine durchaus berechtigte Frage, wenngleich McDougall hier mit den Zahlen wohl eher großzügig operiert.
Die Antworten, die er liefert (bzw. liefern lässt), sind aber oftmals überraschend und in jedem Falle fesselnd zu lesen. Und das nicht nur, weil er es versteht, die im Buch geschilderten Ultra-Wettkämpfe stilistisch spannend nachzuerzählen, sodass jedes Sportlerherz ergriffen ist. Sondern auch, weil er die Beschreibungen seiner Reisen nach Mexiko bis hin zum ersten läuferischen Aufeinandertreffen mit den Einheimischen geschickt mit den Fakten seiner vielfältigen Recherchen kombiniert.
Und sicherlich nicht ganz nebenbei hält er intelligentes Plädoyer für die Freiheit des Laufens jenseits vom Marktinteresse der Sportartikelhersteller und für die Verrückten, die diesen Traum jenseits von entsprechenden Massenveranstaltungen zu realisieren suchen.
Auch wenn manches Detail frei erfunden scheint – selbst wenn es nicht so war, wie er es beschreibt, gibt es doch keinen Grund daran zu zweifeln, dass es so nicht auch gut gewesen wäre.