Brockenweise bergauf

Die Ferien enden bald, das Wetter ist seit Tagen super, da hat es sich endlich mal ergeben, einen uralten Plan umzusetzen: Mit dem Mountainbike den Brocken zu erklimmen! An einem Tag von Potsdam aus mit dem  Zug in den Harz, 1000 Höhenmeter hoch, wieder runter, mit dem Zug zurück. Die Tage sind noch lang, da sollte das kein Problem sein.

Bei der Suche nach der passenden Zugverbindung stellte sich letztlich entscheidende Frage, auf welchem Weg es bergauf gehen soll. Ich hatte ja immer die Brockenstraße als idealen Aufstiegsweg im Hinterkopf. Da ich vorher noch nie auf dem Brocken war, schien das aber gar nicht so sicher. Also schnell mal gegoogelt („Brocken“ +„Mountainbike“), und siehe da: Eine hübsche kleine Webseite, seit Jahren  nicht aktualisiert, aber egal. Hier fanden sich jedenfalls ein paar Tourenvorschläge, wie man den Berg am besten erobert.

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Ich entschied mich für eine Route, auf die ich selbst nie gekommen wäre: Von Ilsenburg aus erst noch ein Stück vom Brocken weg Richtung alte Grenze und dann durch das Eckertal langsam nach oben, an einer Talsperre vorbei, Scharfenstein und dann am Ende den alten Postenweg bis zum Gipfel.

Also mit dem Zug bis Ilsenburg – und dann konnte es losgehen. Bis zum Gipfel sollten es 18km sein, da sollte ja in zwei Stunden zu schaffen sein (Wir sind ja nicht bei der Tour de France …) Auf dem Weg zum Bahnhof und unterwegs beim Umsteigen fing meine Hinterradbremse allerdings zunehmend an zu schleifen. Beim Aussteigen in Ilsenburg war sie dann im Prinzip total fest. Super. Scheibenbremsen sind halt Mist, einer der überflüssigen Ideen der Hersteller, die zuverlässig funktionierenden und einfach zu wartenden V-Brakes abzuschaffen. Diese Neuerung gehört in die gleiche Kategorie wie 29‘‘-Räder. Aber das nur am Rande.

Ja, was nun? Rumhebeln an den Bremsbacken brachte gar nichts, Einstellungen am Bremsgriff waren auch ergebnislos. Also bereits im Zug nach einem Radladen in Ilsenburg gesucht – und zum Glück auch gefunden: „Bad Bikes Ilsenburg“, das klang genau richtig. Die 500m vom Bahnhof das Rad geschoben und zum Schluss getragen (Bremse total fest) und dann rein in die erhoffte Erlösung: „Ich brauche Hilfe“! Dank Stefan vom Bad Bikes Laden war das Problem in 5min gelöst – und ich hatte mich schon eine Stunde oder mehr warten sehen. Vielen Dank nochmal an der Stelle.

Nun ein kleines Stück aus dem Ort Richtung Westen raus, und dann nach Süden in das Eckertal biegen. Und schon da konnte ich erahnen: Ich werde mich fast den ganzen Weg bergauf an der alten Grenze entlang bewegen. D.h.: superschöne Natur, wenig Leute – und Betonplatten aller Art auf dem Weg. Solange diese mit den typischen Langlöchern quer zur Fahrtrichtung liegen, geht es ja noch, aber in einigen steilen Passagen mit dem Langlöchern genau so, dass man durchaus mal kurz flucht – und einmal auch kurz absteigt und schiebt. Es sollten aber die einzigen zehn Höhenmeter sein, die ich zu Fuß erklamm.

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Irgendwann dann die Gebäude auf dem Gipfel in scheinbarer Nähe: Ein kleines, vom Borkenkäfer kahlgefressenes Plateau, was ich erreichte, suggerierte, schon fast auf der Höhe zu sein. Es waren aber noch mindestens 500m Höhe, die fehlten.

Am netten Nationalparkimbiss Scharfenstein (hier stand noch bis 2000 eine Kaserne der DDR-Grenztruppen) eine Bockwurst und ein Bier, und dann konnte der eigentliche Anstieg losgehen: 3.5km Plattenweg, kontinuierlich dabei 440 Höhenmeter machend (das sind durchschnittlich ca. 13% Steigung). Und ja, ich bin nicht durchweg gefahren. Mindestens dreimal hieß es absteigen, kurz verschnaufen, ein Foto machen, und dann weiter. Letztlich fast eine halbe Stunde lang im kleinsten Gang zu fahren, ist schon bitter. Selbst ohne betonten Druck auf den Pedalen sind die Beine nach kurzer Zeit leer. Da half auch Heinrich Heine mit den nett am Wegesrand angebrachten Zitaten seiner Wanderung auf diesem Weg nicht viel als Motivation. Und dann endlich doch der Lichtblick: Ein kleine Kurve und der Gipfel ganz nah, die Brockenbahn war zu hören, ein erster Windzug, der um den Berg kam, brachte etwas Abkühlung. So, jetzt doch ein paar Wanderer auf dem Weg, jetzt keine Blöße geben und durchfahren, das muss doch gehen. Also in den Momo-Style gewechselt: Nicht mehr immer der Blick zum Berg oben, der nur hilflos macht, sondern nur auf den Weg vor dem Rad: Nur an diesen einen Tritt denken, dann an den nächsten, usw. Ja, und dann war ich oben: Ich hatte die gleiche Ideen wie tausende andere an diesem wunderschönen Tag, die mit der Brockenbahn nach oben gekommen waren.

Und ja, kurz vor dem Gipfel: Eine ältere Frau, die am Wegesrand saß, äußerte unerwartet Anerkennung. Auch dafür: Danke. 20130717_141543

This article was written by st

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