was, bitte schön, ist das für ein buch?? und warum kannte ich das noch nicht? vor einigen wochen war es mir aufgefallen: Ich hatte es aus meinem bücherregal gefischt und konnte mich echt nicht entsinnen, wie es da hin gekommen ist. mal bei einem wühltisch mitgenommen? hat jemand anders da hingestellt? keine Ahnung. gut, also los geht‘s: der Titel. super-lupo. nicht so schlecht. jeder freund ist anders. weckt interesse, ein stark verrastertes foto auf dem backcover, wo eine gruppe jugendlicher um ihre mopeds steht. in ordnung. dann der text auf dem backcover: „kommunikation bringt sie nur durcheinander.“ yes. und: „sie treffen auf andere leute, zerstören beiläufig und fahrig deren leben wie den eigenen urlaub und umgekehrt.“ man kommt auf den geschmack. und: „gut abgehangen setzen sie der unheimlichen ferienanlage ziemlich zu. die hält dagegen.“ let‘s go. das klingt nach rock‘n‘roll. das ist der sound aus „verschwende deine jugend“ und spielt nur eine dekade später. doch halt, das dachte ich nur. für mich war das voll der späte 80er slang aus westdeutschland. und vor allem: dekadente ferienanlagen für echte und möchtegern-bürgerliche am lago maggiore: gab es das nach der wende eigentlich noch? hmm, vermutlich schon. vielleicht sogar immer noch. ich kenne mich da nicht so aus. jedenfalls die beste lektüre, um dekadent nach malle an die platja de palma zu fliegen. auf ging*s, ein bisschen innere distanz und kulturell aufgeladene motivation ist gar nicht so schlecht 🙂
doch nochmal kurz zur zeitlichen einordnung: linus volkmann (hatte ich echt noch nicht gehört, schande über mich) hat das pamphlet ende der 90er verfasst. keine ahnung, was ihn dazu geritten hat. vielleicht eine jugendkulturell übersetzte persönliche abrechnung mit traumatischen kindheitserinnerungen? egal, der ton war gesetzt und eins um andere ergab es eine wunderliche melodie mit vorwärtstreibendem beat. so muss das. keine rücksicht. so jung kommen wir hier nicht mehr her. jetzt oder nie. dabei ist zerstörung gar nicht das eigentliche ziel oder gar selbstzweck. sie ergibt sich einfach nebenbei, der blick der freunde auf das ergebnis ihres tuns ist melancholisch erstaunt statt erschrocken. fragen der moral oder schuld ergeben sich selbstredend nur im kontext von verliebtsein und den umwerfenden folgen. alles andere ist nur sache und damit nebensächlich. hach ja, ins nochmal jung sein könnte man sich echt verlieben.
Linus Volkmann: super-lupo. jeder freund ist anders. ventil verlag, 1998