LEM: Das Fiasko

Stanislaw Lem geht natürlich irgendwie immer. Ein paar Bücher hatte ich von ihm schon (gelesen), kürzlich kam noch eine Handvoll aus einer öffentlichen Bücherzelle dazu. Dabei war auch sein letztes, 1986 erschienenes Werk, „Das Fiasko“. Eine zukünftige Menschheitsgeneration stellt auf einem entfernten Planeten Anzeichen von Intelligenz fest. Unter Nutzung komplizierter raumfahrttechnischer Tricks, unter anderem der vollständigen Beherrschung des Prinzips der Gravitation, wird ein Raumschiff auf den weiten Weg geschickt. Die vor Ort in der Nähe des Planeten festgestellten Signale bzw. Reaktionen sind allerdings nicht eindeutig. An Bord wird diskutiert, die vorab auf der Erde erstellten Pläne zur Gestaltung des „Kontaktes“ werden auf ihre möglichen Varianten hin geprüft. Seitenlang lässt Lem die Besatzungsmitglieder die verschiedenen Optionen dessen, was auf dem Planeten vor sich gehen kann, hin und her wälzen. Dies erweist sich zunehmend als Spiegel irdischer Erfahrungen, nicht zuletzt der Zeit des kalten Krieges geschuldet, in der Lem das Buch verfasste.

Wie die versuchte Kontaktaufnahme ausgeht, verrät vorab bereits der Titel des Buches. Nur die konkrete Dimension des Fiaskos und der Kreis der Betroffenen bleibt bis zum Schluss das spannende Momentum. Zwei Topoi der Kommunikationswissenschaft finden sich in dem Buch beispielhaft verwirklicht: 1. Man kann nicht nicht kommunizieren. (Jede „Maßnahme“ wird von der Gegenseite registriert). 2. Gelingende Kommunikation ist tendenziell unwahrscheinlich. Dies meint nicht ein technisches Gelingen, dieser Austausch findet, das kann man spoilern, durchaus statt. Gelingend meint hier die Herstellung eines gemeinsamen Verständnisrahmens dessen, worüber man spricht und die Hervorbringung einer wiederum gesteigerten Wahrscheinlichkeit gelingender Anschlusskommunikation.

Genau das scheitert letztlich dramatisch und kann durchaus auch als kritische Hinterfragung aufgefasst werden, solche Unternehmungen überhaupt zu starten. Dabei geht es Lem weniger um die eingesetzten Ressourcen. Die sind inzwischen soweit beherrscht, dass sie ausreichend zur Verfügung stehen. Es lässt sich eher als Absage an einen allzu euphorischen, vielleicht manchmal auch naiven Fortschritts- und Zukunftsglauben verstehen, der meint, ein Kontakt mit außerirdischer Intelligenz ist ausschließlich eine Frage zukünftiger Transporttechnologie.

Stanislaw Lem: Das Fiasko, Verlag Volk und Welt Berlin, 1987, 10,40 Mark (DDR)

(Dem Buch lag noch der Original-Kassenbon vom 31.05.89 bei.)

This article was written by st

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