Tag 1
Im Sommer 2015 wollte ich endlich mal ein paar richtige Pässe fahren: Im sicheren Sonnenschein endlose Serpentinen mit atemberaubenden Höhen, Ausblicken und Anstrengungen. Letztlich ist es genau das geworden, nur die unglaublichen Mengen Schweiß hatte ich vorher nicht ernsthaft erwartet. Aber lest selbst, los geht’s mit Tag 1 …
Unterwegs am Rothsee übernachtet (und im schon fast ganz Dunklen nochmal gebadet), heute morgen dann zeitig weiter. Das war auch ganz gut so, denn über’n Brenner war ganz schön Verkehr. Gegen 13 Uhr bin ich dann endlich am Hotel angekommen: Sehr schöne Lage in St. Vigil und prima Ausstattung – so nobel habe ich bisher nicht Urlaub gemacht.
Bin eigentlich recht müde und erschöpft gewesen, habe mich nach dem Auspacken des Autos dann aber doch dazu entschieden, gleich noch eine kleine Warmup-Runde zu drehen.
Interessant schien der kurze und wohl nicht allzu schwere Anstieg zum Furkelpass (ca. 1700m), direkt aus dem Ort, der selbst schon auf 1100m ü. NN liegt. Also gemütlich umgezogen und losgemacht – aber puuuh!
Die paar Serpentinen lagen in der vollen Sonne, bei über 30 Grad und bis zu 15% Steigung war es doch deutlich mehr als ein „Warmfahren“. Bis hoch waren es nur ca. 9km, unterwegs aber immer wieder kurz angehalten, um den Puls wieder zu beruhigen. Die Höhe ist man als Brandenburger wahrscheinlich auch nicht gerade gewöhnt.
Oben Passfoto geschossen und ein bisschen umgeschaut. Rundrum gehen Skilifte zum Kronplatz hoch, hier muss im Winter höllisch was los sein.
Heute nachmittag ging’s aber, die recht schmale Straße war auch nicht allzu sehr befahren. Zum Anschluss also wieder runtergerollt, treten musste ich bis zur Unterkunft eigentlich nicht mehr … Aber auch das Abfahren will geübt sein, man muss ein Gefühl dafür entwickeln, welche Verzögerung eine Rennradfelgenbremse so maximal bietet – der Hammer ist’s nicht 🙂
So, jetzt ist gleich Grillabend im Garten unten, habe heute noch nichts richtiges gegessen …
Welche Tour es morgen sein wird, habe ich noch nicht entschieden. Irgendwas mittleres, noch nicht die ganz großen Runden. Mal sehen. Im Prospekt des Ortes, welchen ich bei der Anmeldung erhielt, stehen auch ein paar interessant klingende Mountainbiketouren. Eine davon werde ich mir sicher auch mal vornehmen.
Tag 2
Gestern abend im netten Gespräch mit dem Hausherrn, selbst ein passioniertes Rennradfahrer, habe ich mich dazu hinreißen lassen, heute die Cortina d’Ampezzo-Runde zu drehen.
Also keine Ausreden heute morgen, das Wetter sollte ja stabil sein, da muss auch genutzt werden. Er hat mir nochmal ganz im Detail die Runde beschrieben und erklärt, worauf ich achten soll – toller Service von jemanden, der sich wirklich auskennt, und nicht nur so tut.
Von St.Vigil runtergerollert bis Zwischenwasser und dann langsam, aber kontinuierlich das Gadertal bis La Villa hochgeschraubt. Statt rechts zum gut frequentierten Grödner Joch bin ich links zum Passo di Valparola.
Ein wunderschöner Anstieg, herrlichen Felsensicht rundrum und zum Glück auch teilweise bewölkt, sodass es nicht zu heiß war. Kurz hinter dem Pass parkten viele Autos, da man von hier aus relativ bequem die umliegenden Gipfel zu Fuss erklimmen kann – oder zumindest bis ganz in ihre Nähe kommt. Dann leichte Abfahrt zum Passo Falzarego und von da Schussfahrt bis Cortina d’Ampezzo.
Das Zentrum habe ich auf Anraten leicht umfahren, aber noch im Ort ging schon der nächste Anstieg los, hinauf zum Tre Croci.
Von da Abfahrt nach zum Misurina-See, kurz vor dem See kam aber nochmal ein kleiner Anstieg, auf den ich überhaupt nicht eingestellt war – nun ja.
Am See herrliche Rundrumsicht, nur die berühmten Drei Zinnen waren leider teilweise in den Wolken verschwunden. Am Kiosk Postkarten gekauft, am Brunnen Wasser aufgefüllt und dann laaaaange Abfahrt bis zum Pustertal und selbiges bis Bruneck gleichfalls leicht, aber kontinuierlich bergab. Unterwegs noch schnell an einem Imbiss angehalten, da die Beine langsam ziemlich leer waren und ein Stück Anstieg am Ende stand ja noch bevor. Dann die Hauptstraße das Gadertal hoch. Die vier im unteren Abschnitt befindlichen Tunnel kann man auf der alten Straßentrasse umfahren – links steile Felswand, geradeaus eine alte, schmale, halb zugewachsene Straße und rechts direkt runter der Abhang zum Fluss – sehr idyllisch. So ging es bis Zwischenwasser. Von da ab aus dem Gadertal raus und nochmal relativ steile 3 km bis St. Vigil hoch. Fertig. Wirklich.
Aber wunderschön!
Tag 3
Zur Abwechslung sollte es heute eine Mountainbiketour sein. Nur ca. 60km, einfach das Val de Tamersc bis Pederü hochrollern und dann ein bisschen zu den oben liegenden Hütten klettern – hinterher wieder runterrollern. So dachte ich jedenfalls …
Aber am Ende war es härter als gestern: Bergan-Strecken, die kaum fahrbar waren (steil, lose und z.T. sehr große Steine), Hitze, Bergab-Strecken aus den gleichen Bedingungen auch nur sehr vorsichtig fahrbar. Hat alles ewig gedauert, die geringe Geschwindigkeit, die z.T. kaum über der der Wanderer lag, brachte auch keinen Fahrtwind.
Trotzdem hoch bis zur Refugio Fanes, kleine Pause gemacht, im Bach erfrischt, Hefebier getrunken. Weiter bis zur Hütte Gran Fanes – da hätte man einfach umdrehen können, wäre auch okay gewesen, wollte ich aber nicht. Zeit war ja noch.
Also das Val de Fanes runter, fast unten an den grandiosen Cascades de Fanes Halt gemacht. Vom Rastplatz führte ein schmaler Pfad („Via Ferrata“) bis zum Wasserfall. Unten ab dem Parkplatz ein anderes Tal Richtung Ra Stua hoch. Die ersten steilen Meter waren zum Glück asphaltiert, das „rollte“ sich halbwegs.
Nach der Hütte kam dann der Abzweig Richtung Fodara hoch: Eine alte Militärstraße, die sich in engen Serpentinen steil hochschlägt. Dazu viel grobes Gestein – in meinen Zustand nicht fahrbar. War schon ziemlich platt. Dann endlich irgendwann oben auf dem Plateau – herrliche Rundsicht, nur konnte ich es kaum genießen, immer breiter. Dann endlich Fodara erreicht, von da ab nur noch bergab. Nur wieder kaum fahrbar: Das Gegenstück zu vorhin, extrem steile Militärstraße, die sich an einem sicher nicht dafür gedachten Steilhang nach unten windet. Immer wieder anhalten, abschnittsweise gerollt, aber immer mit nur einem Fuß in der Pedale, um schnell absteigen zu können. Beim Bremsen rutschte man nur.
Also mehr oder weniger mit den Wanderern bergab, bis endlich Pederü erreicht war. Hier unten war es nur noch wärmer als oben. Ab jetzt aber nur noch 12km leicht abschüssige Asphaltstraße bis St. Vigil. Leicht mittreten war ok, über kleine Wellen ging aber gar nicht mehr – total leer …
So fertig war ich lange nicht mehr.
Aber traumhafte Gegenden gesehen.
Tag 4
Gestern abend beim Grillabend im Hotelgarten wurde mit dem Hausherrn und einigen Gleichgesinnten eine gemeinsame Runde für heute besprochen. Roman Erlacher wollte uns auf seine „Geheimrunde“ führen, so wie sie auch in der „Tour“ beschrieben ist: Weniger als 80km, aber mehr als 2000Hm, kleine, versteckte Straßen, so gut wie keine Autos.
Mit insgesamt sieben Leuten ging es halb zehn los. Gleich am ersten Anstieg zum Furkelpass hoch stiegen zwei aus und kehrten um. Wir restlichen fünf fuhren dann immer gut gemeinsam den Rest: Nach Anstiegen und bei Abzweigen wurden gewartet, kurz geschwatzt, an kleinen Dorfbrunnen die Trinkflaschen wieder aufgefüllt und dann weiter.
Gegen Mittag schob es sich oben in den Bergen etwas zu und wir hörten es rumpeln, auf unserer Tour haben wir das Gewitter aber gut umfahren.
Als wir wieder im Hotel ankamen, schien die Sonne und wir konnten uns im Garten beim vom Hausherrn spendierten Bier anfangen zu erholen.
https://www.strava.com/activities/352673591
Tag 5
Mit dem Fotographen, der auch hier gerade Kurzurlaub macht, beim Abendbrot gestern besprochen, heute gemeinsam auf’s Würzjoch zu fahren. „Nur“ hoch und wieder zurück. „Nur“ 25km …
Die ersten 5km rollt man eh bergab bis Zwischenwasser, dann leicht das Gadertal bis St. Martin hoch, von da ab wird’s steil. Mit die steilsten Passagen waren aber tatsächlich gleich im unteren Abschnitt, wenn sich die Straße erstmal aus dem unten recht engen Tal hochwinden muss. Wenn man da erstmal halbwegs raus geht es (auch das natürlich maßlos untertrieben …). Den größten Schreck bekamen wir aber, als wir uns schon auf halber Höhe bis zum Pass wähnten und es hinter einem Höhenzug erst noch mal wieder runter ging. Am Ende aber sehr glücklich oben angekommen, tolle Panoramen unterwegs und natürlich auch ganz oben auf dem Pass. Viele Fotos geschossen, halbwegs erholt und gemeinsam wieder runtergerollert. Den „Gegenanstieg“ von der Welle hochzu mussten wir auch noch nehmen, das lief bei mir aber erstaunlich gut. Gadertal bergab, und von Zwischenwasser nochmal fast volle Kanne bis St.Vigil hoch – super Tour, und um Eins wieder daheim.