Pass 11/100: Passo Fedaia [2057 m]

[Bücher über mit dem Rad zu befahrende Pässe in den Alpen gibt es viele. Als echtes Nachschlagewerk taugt aber nur eines: „100 Alpenpässe mit dem Rennrad“ von Rudolf Geser. Also, auf geht’s.]

[08.06.2025] Dies war faktisch unsere dritte Etappe auf dem Pfingsten-Trip in die Dolomiten. Am Freitag gab es die Drei-Zinnen-Bergstraße als Eröffnungsmenü. Gestern (Sonnabend) stand der Sellaronda-Bikeday auf dem Programm. Die dabei gefahrenen vier Pässe hatte ich 2017 schon mal als Nummer 4, 5, 7 und 8 eingesammelt. Der Bikeday war dennoch wunderbar, komplett ohne Autos, hunderte, eher tausende Radfahrer, klein, groß, jung, alt, MTB, Gravel, Rennrad, Lastenrad, Tandem – davon vielleicht 10 % mit Strom, aber egal. Sehr familiäre Atmosphäre und dringend zu empfehlen.

Für den folgenden Tag hatte sich ergeben, dass ich mit F. einen Klettersteig gegangen bin. Vom Grödner Joch aus ging es auf den Piccolo Cir – ein echtes Erlebnis! Und mit F.s fachmännischer Assistenz auch fast ohne Angst bei mir 😉 Mit An- und Abfahrt hat es dann etwas gedauert, als kleines Radschmankerl war heute noch die Marmolada geplant, bzw. der Passo Fedaia, der unterhalb des letzten Gletschers der Region entlang geht. Eigentlich nur zwei Querstraßen weiter südlich von Corvara, aber die Anfahrt über die Berge hat sich dann doch noch gezogen. Als Übernachtungsplatz hatten wir uns einen kleinen Stellplatz am Fluss in der Nähe von Alleghe ausgeguckt. Von da aus ging es dann am späten Nachmittag die gerade einmal 17 km auf den Passo Fedaia.

Das GPS hat die Schlangenlinien bergauf gut aufgezeichnet 🙂 Bergab ging es dann straight …

Zunächst rollten wir noch locker den Fluss entlang nach Norden, nach 3 km (ab Caprile) begann es dann ernst zu werden. Von da aus standen ca. 1200 Höhenmeter auf dem Programm, bei verbleibenden 14 km ein Schnitt von fast 10 %. Diese waren aber nicht gleichmäßig verteilt, sondern eher progressiv angelegt: Es wurde einfach immer steiler! Der Aufstieg von Südosten, den wir nahmen, ist landschaftlich auch nicht unbedingt der schönste. Einige der letzten Rampen der recht breiten Straße waren etwas lieblos in die Natur betoniert. Aufgrund der späten Zeit (es ging schon auf sieben Uhr abends zu) waren wir im Prinzip allein da. Ich glaube, einmal kam ein Auto entgegen, das war’s. So konnten wir auf den letzten Rampen auch die volle Breite der Straße für unsere Schlängellinien ausnutzen.

Zum Thema Übersetzung hatte ich ja letztens schon was geschrieben … Oben angekommen, war der Marmolada-Gletscher leider nicht von der Straße aus zu sehen. Ich weiß nicht, ob das vielleicht vor ein paar Jahren noch möglich war. Für uns hat er sich jedenfalls hinter einer Felswelle verborgen. Bis 2006 wurde der Gletscher lt. Wikipedia noch als Sommerskigebiet genutzt. Wem das heute nicht ausreichend bekloppt vorkommt, lese ein wenig über die Geschichte des ersten Weltkrieges in den Dolomiten: Die gegnerischen Stellungen waren in den Bergen teilweise so nahe, dass man sich durch die Felsen (und eben auch durch das Eis des Marmolada-Gletschers) gegenseitig versuchte, wegzusprengen. Ein nicht unwesentlicher Teil des Gletscherschwundes ist daher schlicht auf Krieg zurückzuführen … (Lesetipp zu dem Thema: Uwe Nettelbeck, Der Dolomitenkrieg)

Für uns war die Atmosphäre zum Glück friedlich, nur etwas kühl: Die Sonne kam zwar oben angekommen noch einmal ganz kurz heraus, aber viel Wärme war damit nicht mehr verbunden. Also schnell ein paar Erinnerungsfotos, Jacke drüber und wieder runter. Unten bei Alleghe wartete das Auto und die Nudeln, der Topf und der Kocher.

This article was written by st

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..