Mit dem Rennrad im Bayerischen Wald

Mitte der 90er Jahre hatte die Satirezeitschrift Titanic mal den damaligen Wahn der Dia-Vorträge von Weltenbummlern auf’s Korn genommen: Statt der üblichen Plakate, mit denen damals vor allem studentische Wohngegenden zugepflastert waren, warb die Titanic für Vorträge zum Thema: „Auf Puschelpantoffeln durch die Wüste Gobi“, oder noch interessanter: „Mit dem Mofa durch Hannover“.

Ganz so abseitig war mein Plan, mit dem Rennrad durch den Bayerischen Wald zu fahren, sicher nicht. Unterwegs kam ich mir aber doch oft wie ein echter Abenteurer vor.

Doch der Reihe nach: Die langen Sommerferien sollten dieses Jahr auch für eine neue Fahrrad-Action genutzt werden. Letztes Jahr gab es die Tagestour zum Brocken, 2014 sollte es für ein paar Tage mit dem Rennrad in die Berge gehen. Der Bayerische Wald erschien als sinnvoller Kompromiss zwischen Anreiseweg und praktischem Nutzen. Also im Vorfeld eine günstige Übernachtung im zentral gelegenen Bodenmais gebucht und auf der Webseite des Tour-Magazins ein paar Routenvorschläge eingesammelt und losging’s.

Montag vormittag mit dem Auto zu Hause los, am späten Nachmittag an der Unterkunft angekommen. Damit der Tag noch etwas nützt, nach kurzem Auspacken gleich nochmal auf’s Rad gesetzt …

Tag 1: Nach der langen Autofahrt endlich angekommen, es regnete noch leicht, ich wollte aber unbedingt los. Hatte mir eigentlich Tour Nr.1 aus dem Tourentipps rund um Bodenmais ausgesucht, für diese 60km war es aber schon zu spät. Gegen 17 Uhr dann endlich los, Richtung Teisnach runter und auf der anderen Seite bis zur Burg Altnussberg. Viele kurze steile Rampen, auch auf „normalen“ Straßen.
Von der Burg Altnussberg erstmal wieder runter gerollt bis Geiersthal und dann das Tal der „Schwarzen Regen“ querend nach Drachselsried (schöner Abschnitt mit vielen Wellen) gefahren. Ab Drachselsried dann die Hauptstraße zurück nach Bodenmais, fuhr sich nicht so schön, dafür kontinuierlich bergan. Am Ende war ich ganz schön platt für eine Aufwärmrunde; insgesamt waren es ca. 38km. (Keinen anderen sportlichen Radfahrer gesehen.)arber

Tag 2, Dienstag: Direkt aus Bodenmais die Straße zum Arber hoch, aus der Kalten ca. 500 kompromisslose Höhenmeter. Die Rampe der Arberstraße ist glaube ich mit bis zu 12% Steigung angegeben. Ohne Aufwärmung hieß da, mit der Kompaktkurbel im kleinstmöglichen Gang und 8-9km/h sich nach oben zu schrauben. (Falls ich doch mal Alpenpässe fahren will, heißt das wohl, vorn auf Dreifachkurbel zu setzen…) Nach dem Passieren des höchsten Punktes („Bretterschachten“ auf 1120m) ging es dann leicht bergab bis zum Arber-Skigebiet, am Arbersee vorbei bis zum Abzweig Brennes (immer noch über 1000m). Auf diesem Stück habe ich auch den einzigen anderen Rennradfahrer in dieser Woche gesehen. Natürlich grüßte man sich freundlich.

Vom Brennes ging’s dann links runter Richtung Lohberg. Zunächst an der sog. „Hindeburg-Kanzel“ kanzelvorbei und weiter durch Lam und Arrach – und da dachte ich schon, ich bin für heute unten angekommen. Die Verbindung zum nächsten Ort (Arnbruck) ging aber wieder über’n Bergsattel, da hatte ich mir die Tourenbeschreibung wohl nicht genau genug angeschaut. Weiter ging’s dann über Drachselsried und wie gestern zurück nach Bodenmais. So kamen insgesamt ca. 62km und ja, mehr als 1000Hm zusammen. Das Wetter blieb trocken, oben war es recht frisch, als ich wieder unten war, schien sogar ab und an die Sonne.

Tag 3, Mittwoch: Die Wetterprognose sah nicht gut aus, spätestens ab Mittag sollte es (z.T. ordentlich) regnen. Die für heute geplanten 80km Richtung Nationalpark sollten also möglichst früh in Angriff genommen. Also rechtzeitig raus, frühstücken und kurz nach halb 9 los.
Bis Zwiesel erstmal wellig bergab gerollt, dann Frauenau und von da ab bis Klingenbrunn echtes Nationalparkfeeling. Herrlicher Wald, gute Straße, kein Verkehr! Dann runter nach Kirchdorf, nun verstetigte sich bereits der Niesel, in Kirchberg war ich dann einfach nass, Daher ab hier abgekürzt: Nicht weiter Richtung Bischofsmais, sondern direkt nach Regen zurück (recht starker, nun ja, „Regen“ eben) und von Regen mit etwas weniger desselben im Rücken hinauf nach Bodenmais gekurbelt.
Oben angekommen war es dann wieder trocken.
Ohne nennenswerte Pause sind doch 70km zusammengekommen, war doch ganz ordentlich. Bei schönem Wetter sicher sehr aufregende Tour. Und ja, schon wieder über 1000Hm eingesammelt, obwohl es gar nich so hoch ging wie gestern.

arber-mtbTag 4, Donnerstag: Heute sollte das Wetter im Laufe des Tages besser werden, also etwas später los. Statt Rennrad-Gekloppe sollte es heute eine gemütliche Mountainbikerunde werden. „Nur mal schnell auf den Arber hoch“, der Hausberg hier, schön locker, ohne Stress … Und statt der steilen und direkten Arberstraße, die mich bis zur Hälfte hochgebracht hätte, wählte ich einen größeren Umweg über Forstwege, die weniger fordernd schienen. Nun ja, war auch nicht im hohen Pulsbereich, habe aber trotzdem ordentlich geschwitzt. Oben war es dann ziemlich kalt, Sicht war sowieso nicht. Aber auch hier: Kein anderer Mountainbiker weit und breit.
Also mehr oder weniger schnell wieder runter, ein Stück den Höhenweg lang zu einem netten Berglokal. Von da Schussfahrt zurück in den Ort. (43km, 1100Hm)

Und, das war’s auch leider schon. Am Freitag musste es dann zurückgehen. Für den Sonnabend war die Teilnahme am MTBO im Weimarer Land geplant. Nach der Ankunft in Bad Berka habe ich wenigstens noch eine Lockerungsrunde gedreht und mir mal angeschaut, wie man am besten aus dem Ort zum Turm auf dem Kötsch hochkommt … Hat immerhin wieder mit meinem Partner zum fünften Platz gereicht. (Eine kurze Nachbetrachtung dazu ist hier zu lesen.)

GPS-Tracks zu den hier beschriebenen Touren gibt es auf Attackpoint: http://attackpoint.org/log.jsp/user_9860.
Gut, ein bisschen versteckt ist es freilich. Also: Account anlegen, einloggen und auf die Friends-Liste setzen lassen …

This article was written by st2

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